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Fuer eine pluralistische Oekonomik

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(Aufgrund der englischsprachigen Software waren wir gezwungen, die Umlaute rauszunehmen.) Der aktuelle Methodenstreit, der anlaesslich einer Neuorientierung der Lehrstuehle fuer Wirtschaftspolitik an der Universitaet in Koeln seinen Lauf nahm, macht deutlich, dass im Lehrbetrieb und in der Forschung der Wirtschaftswissenschaften etwas nicht stimmt. In der Debatte blieben jedoch einige Punkte bestehender Kritik unberuecksichtigt. Bereits 1992 haben Nobelpreistraeger in einem offenen Brief im Topjournal American Economic Review eine "more pluralistic and rigorous economics" eingefordert (AER, 1992 May: p. xxv.). Im Jahr 2000 forderten VWL-Studierende in Frankreich eine postautistische Oekonomik (PAEcon) und heute arbeitet ein weltweites Netzwerk von PAEcon-ForscherInnen an alternativen Wirtschaftslehren. Wichtige Kritikpunkte dieses Netzwerkes, wie der fehlende Realitaetsbezug der Mainstream-Theorie, wurden im sog. Methodenstreit aufgegriffen. Wenn die Mathematik vom Werkzeug zum Selbstzweck erhoben wird, dann bleibt der Bezug zum realwirtschaftlichen Geschehen auf der Strecke. Damit geht auch eine Verengung der Forschungsmethoden einher, so dass vor allem empirische Methoden, wie zum Beispiel Fallstudien und Diskursanalysen, aussenvorgelassen werden. Der fehlende Realitaetsbezug der Mainstream-Theorie betrifft insbesondere auch die Lehre in den Wirtschaftswissenschaften und weist auf gravierende didaktische Maengel hin. Die Struktur des Studiums ist vielerorts darauf angelegt, gegebene Inhalte aus Vorlesungen zu reproduzieren. Kritische, eigenstaendige Positionen koennen so nicht entwickelt werden. Der aktuelle Methodenstreit sollte konstruktiv genutzt und als Anlass genommen werden, die Ausbildung junger OekonomInnen zu ueberdenken und unter neue Vorzeichen zu stellen. Wir fordern, dass sich WirtschaftswissenschaftlerInnen verstaerkt gesellschaftlichen Problemen zuwenden und ein Bewusstsein fuer in oekonomischen Theorien enthaltene Werte und politische Ueberzeugungen entwickeln. Diese Ebene spielte im sog. Methodenstreit keine Rolle, weil hier die Meinungsunterschiede zwischen den Streitparteien gering sein duerften. Da eine Dominanz marktlibertaerer Oekonomik besteht, haben nicht zufaellig viele Vertreter beider Parteien 2005 den sog. Hamburger Appell unterzeichnet, in dem so altbekannte Forderungen wie Lohnzurueckhaltung erhoben wurden. Dies alles kann nur dann gelingen, wenn in der Lehre und Forschung zum einen ein Pluralismus an oekonomischen Schulen gefoerdert wird und zum anderen auch Faecher wie Wirtschaftsgeschichte, Geschichte des oekonomischen Denkens, Wirtschaftsethik und Wissenschaftstheorie integriert werden. Zusaetzlich sollten wir als Gesellschaft ethische Regeln fuer WirtschaftswissenschaftlerInnen entwickeln, wie dies Garnett mit seinem "code of conduct" vorschlaegt. Die genauen Forderungen des deutschen Arbeitskreises PAEcon finden sich in unserem Positionspapier. (Siehe www.paecon.de. Dort laesst sich auch der vorliegende Text als pdf-Dokument herunterladen.) Erstunterzeichner: Vorstand des Arbeitskreises Postautistische Oekonomie e.V.: Thomas Duermeier, Universitaet Kassel Tanja von Egan-Krieger, Universitaet Greifswald Christoph Gran, Universitaet Heidelberg

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Arbeitskreis Postautistische Oekonomie e.V. http://www.paecon.de
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