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Offener Brief an den FWF

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Offener Brief an den FWF zur Entwicklung der österreichischen Forschungsförderung

Sehr geehrter Univ. Prof. Dr. Christoph Kratky,
Sehr geehrte Mitglieder der Geschäftsleitung des FWF,
Sehr geehrte Mitglieder des Kuratoriums des FWF,

Die Forschungsförderung, d.h. die Möglichkeit über Forschungsprojekte intensiv sowohl an einer wissenschaftlichen Fragestellung als auch am eigenen wissenschaftlichen Werdegang arbeiten zu können, stellt für freie WissenschaftlerInnen, für UniversitätslektorInnen, für Post-Docs und Senior-Post-Docs eine wichtige und existentielle Ressource dar. Es ist uns bewusst, dass der FWF angehalten ist, die wissenschaftliche Qualität der Anträge zu prüfen und seine Vergabepraxis danach zu richten. Mit Bestürzung stellen wir jedoch fest, dass sich die Praxis der Vergabe von Forschungsgeldern durch den FWF dramatisch zu Ungunsten bestimmter Gruppen an ForscherInnen verändert hat. Auf folgende Aspekte möchten wir insbesondere hinweisen:

„Nur die Qualität des Antrags zählt“. Dieses vom FWF selbst formulierte Prinzip entspricht nicht der Praxis des FWF. Weit über die Qualität des Antrags wird die wissenschaftliche Verankerung der Antragstellenden in einem ganz bestimmten wissenschaftlichen Milieu gestellt. Ausschlaggebendes Kriterium ist die Publikation in Peer-Reviewed Journals. Die Publikation in diesen primär us-amerikanischen und englischen Journalen setzt in der Regel Forschungsaufenthalte und damit ein bestimmtes Karrieremuster voraus. Nicht die Qualität des Antrags, sondern ein bestimmter, vom FWF als obligatorisch erachteter wissenschaftlicher Werdegang ist inzwischen bereits dafür ausschlaggebend, ob ein Antrag überhaupt der Begutachtung wert befunden wird.

Die Wissenschaft und ihre Lehre ist frei. (Artikel 17, Staatsgrundgesetz) Die Freiheit der Wissenschaft erfordert Unabhängigkeit, Nonkonformismus und keine Scheu, neue Denkwege einzuschlagen. Die Vergabepraxis des FWF fördert gewollt oder ungewollt das Gegenteil, sie diszipliniert und vereinheitlicht wissenschaftliche Tätigkeit auf sehr spezifische Standards, ungeachtet der Tatsache, dass diese Standards selbst keineswegs einen Konsens darstellen, sondern aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Perspektiven teilweise heftiger Kritik unterzogen wurden. So werden anstatt der Freiheit der Wissenschaft, der Konformismus und die vorauseilende Anpassung gefördert.

Die Unterzeichnenden fordern daher:

1. Es darf tatsächlich nur die Qualität des Antrags zählen. Insbesondere darf die Publikationstätigkeit in englischsprachigen Peer-Reviewed Journals keine obligatorische Voraussetzung für die Zuerkennung von Forschungsgeldern mehr darstellen.
2. Der wissenschaftliche Werdegang der AntragstellerInnen darf keiner normativen Begutachtung unterzogen werden. Unkonventionelle Lebensläufe sind ebenso zu akzeptieren wie traditionelle Karrieremuster.
3. Die Anträge sollen wahlweise in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden können.

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